Die Jugendlichen wollten jetzt eigentlich auf dem IJsselmeer segeln, aber Corona hat ihre Pläne durchkreuzt.
Ein Alternativprogramm musste her: Sie haben sich also überlegt, was sie stattdessen hier in der Region veranstalten könnten. Dabei ist ihnen der „Weg der Erinnerung“ eingefallen. Wie einer der teilnehmenden Jugendlichen mir berichtete, führt seine Joggingstrecke dort entlang und er war sich lange gar nicht bewusst, was es mit der blassen Linie auf dem Weg auf sich hat.
Der Weg ist ein Projekt aus dem Jahr 2007. Damals haben Jugendliche die sechs Kilometer Strecke zwischen Rampe und Lagereingang Belsen gestaltet. Der Weg, den damals die Häftlingskolonnen entlang getrieben wurden und den zahlreiche nicht überlebten, wurde so als Erinnerungsort erkennbar. Inzwischen sind Markierung und Zitate auf dem Weg bis zur Unkenntlichkeit verblasst. An den Weg erinnert nur noch die Schautafel am Parkplatz bei der Rampe.
Jetzt will die nächste Generation Jugendlicher den Weg aus seinem Dornröschenschlaf holen. Als Projektpartner haben sich die Jugendbildungsstätte Anne-Frank-Haus Hambühren, die evangelische Jugend St. Lamberti Bergen, die AG Bergen-Belsen, sowie Partnerschaft für Demokratie „Demokratie leben!“ zusammengefunden. Sie begleiten die Arbeiten inhaltlich und finanziell.
Die Jugendlichen haben den Weg gesäubert und dann in Handarbeit die Linie nachgezogen. Echt harte Arbeit – besonders bei diesen Temperaturen. Umso beeindruckender ist der Enthusiasmus, den sie an den Tag legen.
Auf die Frage, was die Jugendlichen motiviert, sagte ein junger Mann: Nur, weil es lange her sei, hieße es nicht, dass es uns nichts angehe. Und deshalb sei es wichtig, das Wissen um die Erinnerung in die Hände der nächsten Generation zu geben.
Aus meiner Sicht machen es die Jugendlichen genau richtig. Man darf keine Berührungsängste mit der Vergangenheit haben. Es erfordert Mut, immer wieder auf das Böse in der Welt aufmerksam zu machen. Mir als Historikerin ist sehr bewusst: Nur, weil etwas lang her ist, bedeutet es nicht, dass es nicht wieder passieren kann. Im Gegenteil.
Ich finde, das ist ein starkes Signal, was die Jugendlichen da setzen. Das gibt mir Hoffnung für unsere Zukunft! Das Projekt soll auch nach dieser Aktion fortgeführt werden. Die evangelische Jugend plant die Aufstellung von Info-Tafeln und überlegt, wie sie den Erinnerungsort auch digital zugänglich machen kann. Es geht also weiter.
Vielleicht haben Sie am Wochenende Zeit für einen Sonntagsspaziergang und vielleicht führt er Sie auf den Weg der Erinnerung. Es lohnt sich!