Das Kollegium hat das furchtbare Attentat in Hanau vor rund einem Jahr zum Anlass genommen, sich aktiv mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Die Lehrerinnen und Lehrer wollten ein Zeichen setzen – für Zivilcourage und gegen Rassismus. So sind sie auf das Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ gestoßen. Das bundesweite Netzwerk verbindet deutschlandweit rund 3.500 Schulen, die sich dazu verpflichtet haben, aktiv und bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt an ihren Schulen vorzugehen. Dabei entscheiden die Kinder mit, welchen thematischen Schwerpunkt sie an ihrer Schule setzen wollen. Dieses Jahr beispielsweise liegt der Fokus auf Gewaltprävention.
Rassismus und Diskriminierung beginnen vor unserer Haustür, in unserem Alltag – auch wenn wir es nicht gerne zugeben möchten. Oft erkennen wir in der Gesellschaft Vorurteile gegen Menschen, die anders sind als wir. Weil sie anders aussehen, anders essen, anders denken werden Menschen teilweise auch unbewusst von uns ausgegrenzt.
Ein Beispiel aus dem Schulalltag hat Frau Tank mir genannt, das ich sehr einprägsam fand. Früher gab es in den Stiftebechern in den Klassenzimmern einen Stift in „Hautfarbe“. Haut hatte damit automatisch die Farbe rosa – was nicht die Realität von vielen Kindern widerspiegelt. Heute gibt es einen eigenen Becher für „hautfarbene“ Stifte – bunt und vielfältig wie die Hautfarben der Kinder, die die Schule besuchen. Das mag nach einer Kleinigkeit klingen, aber so eine Kleinigkeit kann einen großen Unterschied machen, und darüber entscheiden ob ein Kind sich als „dazugehörig“ empfindet oder eben nicht.
Frau Tank sieht Vielfalt als absolute Bereicherung. Sie ist der Überzeugung, dass Kinder es verdienen, offen und frei von Vorurteilen aufwachsen zu dürfen – besonders im Elternhaus. Da stimme ich ihr absolut zu. Kinder lernen vom Zusehen und Zuhören. Deshalb haben wir als Eltern eine besondere Verantwortung darauf zu achten, welche Werte wir unseren Kindern vermitteln. Wir tun also gut daran, unser eigenes Denken immer wieder zu hinterfragen und auf verdeckte Vorurteile zu überprüfen.
Als mich Frau Tank fragte, ob ich für das Projekt die Patenschaft übernehmen würde, habe ich sofort zugesagt. Das tue ich nicht leichtfertig, sondern tatsächlich nur bei Projekten, die mir wirklich am Herzen liegen und hinter denen ich zu 100% stehe. In unserer Stadt des Friedens und der Internationalität haben Rassismus und Diskriminierung keinen Platz. Ich finde es toll, dass die Hinrich-Wolff-Schule hier ein so starkes Zeichen setzt.
Die Hinrich-Wolff-Schule ist übrigens auch sonst sehr aktiv und hat in den letzten Jahren das Thema Schulentwicklung stark forciert. Das rund zwanzigköpfige Kollegium ist sehr engagiert und vielfältig – in Alter, Interessen und kulturellem und sprachlichem Hintergrund. Als Team arbeiten sie gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern daran, die Welt für alle etwas gerechter zu machen.
So hat die Schule das Notbetreuungsangebot auf 70 Kinder erweitert, um speziell auch die Kinder unterstützen zu können, die zu Hause sprachlich keine Hilfe erfahren oder besondere Unterstützung beim Lernen benötigen. Auch die Mensa hat seit kurzem wieder geöffnet und bietet Essen zum Mitnehmen für die Kinder an, die sonst über Zuschüsse das Mensa-Essen finanziert bekommen und momentan zu Hause nicht immer ausreichend versorgt werden können.
„Gerechtigkeit bedeutet für mich nicht, dass alle das gleiche bekommen, sondern dass diejenigen, die mehr Unterstützung brauchen, auch mehr Unterstützung erfahren“, hat Frau Tank mir erklärt. Ich finde, dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.
Übrigens: Morgen, am 18. März, läuft im Rahmen des Projektes „Demokratie leben!“ ein bundesweiter Aktionstag zum Thema „Alltagsrassismus“. Unter dem Motto „Vorsicht, Vorurteile!“, werden auch in Bergen engagierte Menschen auf die Problematik aufmerksam machen. Von der Hinrich-Wolff-Schule und dem Jugendforum wird es Aktionen geben, zum Beispiel um 17:00 Uhr auf dem Friedensplatz. Für all diese Aktionen sage ich im Namen der Stadt „Danke!“ – und bin natürlich auf dem Friedensplatz mit dabei. Schauen Sie doch auch mal vorbei!